Mehr gegenseitige Rücksicht hilft allen
Wenigstens kurz Hallo sagen lassen? Der will nur spielen? Nö!
Einer der ersten Sätze, die Sie auch bei uns in der Hundeschule hören: „Bitte keine Hundekontakte an der (kurzen) Leine!“ Für den Alltag und Ihre Spaziergänge empfehlen wir es ebenfalls. „Der will nur kurz Hallo sagen“ – den Satz haben Sie aber bestimmt auch schon öfters gehört, oder? Oft kommen andere Hunde dem eigenen viel zu schnell viel zu nah. „Der riecht nur kurz. Hunde brauchen ja auch Sozialkontakte“, heißt es dann häufig. Richtig so? Nö. Sieben Argumente gegen Hundebegegnungen an der Leine:
- Die Leine verhindert arttypische Kommunikation
Hunde verständigen sich über die Körpersprache und damit auch über Bewegungen. Das ist an der Leine aber nicht oder nur begrenzt möglich und so kommt es zu Missverständnissen.
- Leinensalat kann gefährlich werden
Am liebsten laufen Hunde in einem leichten Bogen umeinander und checken durch Analwittern den Geruch des Gegenübers ab. Schon dabei können sich die Leinen verheddern. Hunde, die sich bedrängt fühlen, weichen gerne aus, andere entfernen sich schnüffelnd oder rennen zur Ablenkung los. An der Leine ist das alles nicht möglich und ein Leinensalat kann gefährlich werden – für Mensch und Hund.
- Pöbelei wird gefördert
Da der Hund nicht kommunizieren kann, wie er gern würde, geht er häufig zu drohendem Verhalten über. Indem er fixiert oder knurrt, zeigt er, dass er auf die Einhaltung seiner Individualdistanz besteht.
- Gift für die Leinenführigkeit
Wer schon seinen Welpen an der Leine zu jedem anderen Hund lässt, fördert dadurch das Ziehen. Was der niedliche Kleine anfängt, macht er auch weiter, wenn er schon 25 oder mehr Kilo wiegt. Und auch mit erwachsenen Minis, die kläffend in der Leine hängen, sind entspannte Spaziergänge nicht möglich. Leinenbegegnungen führen beim Hund nämlich entweder zu der Erwartungshaltung „Juhu, ein anderer Hund, nix wie hin“ oder zur Schlussfolgerung „Oje, ein anderer Hund, nix wie weg“, zur Not eben durch Ziehen und indem er Sie ausblendet.
- Sozialisation und Sozialkontakte gehen anders
Da an der Leine sowieso keine „normale“ Kommunikation möglich ist, wird die Sozialisation auch nicht gefördert. Der Hund kann hier gar nicht lernen, mit Artgenossen angemessen zu kommunizieren. Und was die Sozialkontakte eines erwachsenen Hundes angeht, überschätzen wir die Bedürfnisse unserer Hunde oft. Definitiv kommt es bei Sozialkontakten immer vor allem auf die Qualität und nicht auf die Quantität an.
- Die Bindung kriegt einen Knacks
Manche Hunde lassen das Beschnüffelt werden steif oder erstarrt über sich ergehen. Hier bräuchte der unsichere Hund Unterstützung von uns. Damit sich ein Hund bei uns sicher fühlen und sich an uns orientieren kann, muss er sich auf uns verlassen können. Wir haben ihn angeleint und sind damit auch für sein Wohlbefinden verantwortlich.
- Die Leine schafft einen Schutzraum
Apropos Verantwortung: Wenn wir unseren Hund anleinen, schaffen wir einen Schutzraum für unseren Hund, der ihm Sicherheit bietet. Die Leine ist dabei die fühlbare Verbindung zwischen ihm und uns, über die wir auch miteinander kommunizieren können. Für Hunde, die an der Leine von anderen belästigt werden, stellt der Leinenradius keinen Schutzbereich dar.
Qualität ist wichtiger als Quantität
Auch im Freilauf müssen nicht alle Hunde unserem Vierbeiner Hallo sagen. Kontakte sollten immer nur mit ausdrücklicher Zustimmung beider Seiten stattfinden. Nur weil ein Hund frei oder an der Schleppleine läuft, ist das noch lange kein Freifahrtschein, dass er jeden begrüßen darf oder andere Hunde einfach angerannt kommen können. Die Argumente mit der Kommunikation und der Leinenführigkeit fallen im Freilauf zwar weg. Aber es gibt andere Gründe, warum ungefragter Hundekontakt tabu sein sollte.
Möglicherweise ist der eigene oder der andere Hund
- im Training
- läufig
- frisch operiert
- krank
- unverträglich
- …
Nun kann es natürlich passieren, dass jemand mit freilaufendem Hund uns nicht früh genug sieht und dessen Hund zu uns flitzt. Gut, wenn der Halter den Hund gleich wieder zurückruft oder holt. Doof, wenn Frauchen oder Herrchen einfach gemütlich weiterschlendern und sich nicht kümmern. Aber wie ist es mit den vielbeschworenen Hundekontakten, die unsere Vierbeiner doch brauchen?
- Sozialkontakte brauchen unsere Hunde natürlich
Die wichtigsten Sozialkontakte für einen Hund sind seine Menschen. Dass wir ein mindestens ebenso hochwertiger Sozialpartner sind wie ein Artgenosse, ist eine Folge der Domestikation. Wie toll ist das denn für uns als Frauchen oder Herrchen?! Wenn wir uns ein wenig Mühe geben und uns interessant machen für unseren Hund, machen wir ihn glücklich.
- Erwachsene Hunde spielen eher selten
Ihr Bedürfnis zu spielen, ist gesunken – und manches, was Hundehalter für Spielen halten, ist zum Beispiel eher territoriales Verhalten, sexuelles Interesse oder eine Übersprunghandlung. Wenn erwachsene Hund spielen, dann eher mit ihnen vertrauten Hunden. Leider sieht man allzu häufig Hunde, die gegen ihren Willen zu Kontakten geradezu genötigt werden.
- Lieber ein oder zwei Hundekumpel treffen
Hunde finden es weder gut noch nötig, ständig neue Bekanntschaften zu machen. Besser gefällt es Ihnen, vertraute Hunde zu treffen. Es kommt überhaupt nicht auf die Menge an Freundschaften an, sondern vielmehr auf die Qualität. Unsere Pflicht als Halter ist es, auf positive Sozialkontakte zu achten!
Ohne Zustimmung und an der Leine lieber alleine
Wie wäre es, wenn wir alle, die wir ein so schönes Hobby teilen – nämlich das Leben mit Hund – solidarischer und rücksichtsvoller miteinander umgehen würden?! Uns alle eint die Liebe zu unseren Hunden und wir alle wollen ein entspanntes Zusammenleben mit ihnen. Daher sollte es selbstverständlich sein, dass wir unsere Hunde an die Leine oder zu uns herannehmen, wenn uns ein anderer Hund an der Leine entgegenkommt. Wir gehen dann einfach an ihm vorbei. Haben wir Sorge, dass es nicht klappt, machen wir einen Bogen.
Ist der entgegenkommende Hund im Freilauf, ruft man seinen Hund ebenfalls heran und erkundigt sich, ob Kontakt erwünscht ist oder nicht. Wie auch immer die Antwort ausfällt, sollten wir sie respektieren. Gründe für die eine oder andere Entscheidung gibt es viele. Vielleicht hat das Gegenüber gerade einfach keine Lust oder keine Zeit. Alles in allem führt mehr gegenseitige Rücksicht zu harmonischeren Spaziergängen und somit zu glücklicheren Menschen und Hunden – was doch unser aller Ziel ist!