Abschied nehmen – der letzte gemeinsame Weg

Das Leben mit einem Hund ist mit vielen positiven Erlebnissen und Gefühlen verbunden. Die innige Bindung besteht oft viele Jahre. Heißt es irgendwann Abschied nehmen, bedeutet das immer einen schmerzhaften Verlust.

Waren Hunde früher für das Bewachen des Grundstückes zuständig, werden sie heute meistenteils als Familienmitglied, Freund und bisweilen auch als Seelentröster angesehen. Aus vielen Haushalten sind die vierbeinigen Begleiter nicht mehr wegzudenken. Werden wir mit dem bevorstehenden Tod des Hundes konfrontiert, kann unsere Gefühlswelt ordentlich aus den Fugen geraten.

Sterben und Tod gehören zum Leben dazu. Obwohl wir uns dieser Tatsache bewusst sind, versuchen wir nach Kräften, die Gedanken daran aus unserem Kopf zu verbannen. Bis es so weit ist und der Abschied vom geliebten Tier so nah ist, dass uns keine andere Wahl bleibt, als uns mit dem Unausweichlichen zu beschäftigen. Der bevorstehende endgültige Abschied kann Ängste schüren und lässt oftmals ein belastendes Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit aufkommen. Ein Gefühl der Überforderung kann hinzukommen, wenn es um die Entscheidung geht, das eigene Tier einschläfern zu lassen.

 

Einschläfern lassen ja oder nein und wenn ja, wann ist der richtige Zeitpunkt?

Manche Hunde ziehen sich zurück, vernachlässigen die Körperpflege, eventuell verändert sich der Körpergeruch, das Tier wird inkontinent, es frisst nicht mehr gut und mit dem Aufstehen hat es zunehmend Mühe – all das kann darauf hindeuten, dass es Zeit wird, sich Gedanken zu machen. Gedanken darüber, ob das Leben des Hundes noch Lebensqualität hat und ob es noch Aussicht auf Besserung gibt. Die meisten Menschen wünschen sich, dass ihr Vierbeiner keine Schmerzen leiden muss. Zusammen mit dem Tierarzt seines Vertrauens gilt es abzuwägen, ob eine Euthanasie für den Hund das Beste wäre. Das Wort Euthanasie stammt aus dem Griechischen, wobei die Silbe „eu“ = wohl, gut, schön und „thanatos“ = Tod bedeutet. Euthanasie bezeichnet die schmerzlose Tötung eines Tieres zur Erlösung von einem Leiden. Umgangssprachlich ist der Begriff des Einschläferns gebräuchlich.

Die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt treibt sehr viele Tierhalter um, die sich in dieser Situation befinden. Wünschenswert wäre es, das eigene Tier würde dem Halter ein Zeichen geben, wann es für ihn Zeit ist, Abschied zu nehmen. Doch oftmals sind Herrchen oder Frauchen in einer emotionalen Ausnahmesituation, was mehr als verständlich ist. Hier hilft, sich zu informieren und damit die eigenen Wahrnehmungs- und Handlungsmöglichkeiten zu vergrößern. Es sollte sich stimmig anfühlen.

Wenn alle Zweifel ausgeräumt sind, dass eine Euthanasie für den Hund das Beste ist, sollte man sich überlegen, wie man den Tag X gestalten möchte. Viele Tierärzte bieten dafür Hausbesuche an. Wenn es der eigene Tierarzt nicht anbietet, den Hund in seiner gewohnten Umgebung zu erlösen, kann auf einen mobilen Tierarzt zurückgegriffen werden. Hier muss jeder für sich abschätzen, was einem wichtiger ist: der vertraute Tierarzt oder das vertraute Zuhause. Im Idealfall geht beides. Am besten den Tierarzt fragen, sobald das Thema Euthanasie zur Diskussion steht. Eine Euthanasie lässt sich fast immer planen und das sollte sie im Sinne des Tieres auch. Zu lange zu warten und mit einem vielleicht geplatzten Tumor zum Notdienst zu eilen und den inzwischen stark leidenden Hund in einer fremden Praxis erlösen lassen zu müssen, bedeutet Stress für alle Beteiligten und ist kein Abschied, den man sich wünscht.

Unabhängig davon, ob der Hund in einer Praxis oder zu Hause erlöst wird, ist es unbedingt ratsam, andere tierische Familienmitglieder oder auch den best Buddy am Abschied teilhaben zu lassen. Hunde und auch Katzen erkennen sehr schnell am Geruch, wenn ein Tier verstorben ist. Das gibt ihnen die Möglichkeit, die Situation zu verstehen und ebenfalls Abschied zu nehmen. Fährt man mit einem Hund in eine Praxis, lässt ihn dort einschläfern und kommt ohne ihn zurück, kann es sein, dass zu Hause gelassene Tiere anfangen, das verstorbene Tier längere Zeit zu suchen. Auch wer seinen Hund in einer Praxis erlösen lässt oder ihn gar durch einen Unfall verliert: Nach Möglichkeit sollten andere vertraute Haustiere Abschied nehmen können. Man kann dafür seinen verstorbenen Hund auch wieder mit nach Hause nehmen. Trauernde Tiere können sich zurückziehen oder weniger Appetit zeigen. Das ist erstmal ganz normal. Wer hier unterstützen möchte, kann es mit Bachblüten versuchen.

 

… und danach?

Ebenso wie die Euthanasie, beschäftigt Halter die Frage, was mit dem verstorbenen Hund geschehen soll. Neben der Option, seinen Hund durch eine Tierkörperbeseitigungsanstalt abholen zu lassen, gibt es die Möglichkeit, ihn im eigenen Garten zu begraben oder sich an ein Kleintierkrematorium zu wenden. Das Wort Tierkörperbeseitigung klingt nicht schön; der Vorgang dahinter ist es auch nicht. Genau das passiert allerdings, wenn man seinen Hund nach der Euthanasie beim Tierarzt lässt und auch kein Tierbestattungsunternehmen beauftragt. Ein würdevoller Abschied sieht anders aus.

Den Hund im eigenen Garten zu beerdigen, ist zwar grundsätzlich erlaubt, es gibt jedoch Einschränkungen und Auflagen, über die sich vorher informiert werden muss. Das Grundstück darf zum Beispiel nicht in einem Wasser- oder Naturschutzgebiet liegen, es muss ein Mindestabstand zu öffentlichen Wegen eingehalten werden und das Grab muss eine gewisse Tiefe haben. Örtliche Bestimmungen sollten vorab immer erfragt werden. Das Vergraben von Hunden auf öffentlichen Flächen, z.B. im Wald, ist übrigens verboten – das gilt auch für deren Asche.

Anbieter von Kleintierkrematorien bieten Tierhaltern mehrere Möglichkeiten, den Abschied vom geliebten Hund nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Man kann seinen Hund von einem Tierbestatter seiner Wahl zu Hause oder in einer Tierarztpraxis abholen lassen oder man bringt seinen verstorbenen Hund selbst ins Tierkrematorium. Die meisten Krematorien unterscheiden zwei verschiedene Einäscherungsformen: die Einzelkremierung und die Sammeleinäscherung. Im ersten Fall kann sich der Halter die Asche seines Tieres aushändigen lassen. Da es für Kleintiere wie Hunde keine Beisetzungspflicht gibt, darf die Asche zu Hause aufbewahrt werden, zum Beispiel in einer Urne, die es in allen erdenklichen Formen und Farben gibt. Bei der Sammeleinäscherung werden mehrere Tiere gleichzeitig kremiert. Die Asche wird anschließend auf Streubeeten auf dem Gelände des Tierkrematoriums verstreut. Herrchen und Frauchen können die letzte Ruhestätte regelmäßig besuchen, um ihre Trauer zu verarbeiten. Die letzte Ruhestätte kann auch ein Tierfriedhof oder ein Friedwald sein. Wer sich auf den bevorstehenden Tod des Hundes vorbereiten kann, sollte sich rechtzeitig über die Möglichkeiten des Danach informieren.

 

Trauer bewältigen

Zeichnet sich das Lebensende des Hundes ab, beginnt beim Besitzer bereits der Trauerprozess. Man trauert also nicht erst nach dem Tod des Tieres, sondern schon davor. Die Diagnose einer unheilbaren Erkrankung, die drastische Verschlechterung des Gesundheitszustandes oder allein das fortgeschrittene Alter des Hundes setzt beim Tierhalter einen trauerähnlichen Prozess in Gang. Spätestens wenn der Tierarzt zur Euthanasie rät, setzt beim Besitzer eine sogenannte „vorweggenommene Trauer“ ein. Für die meisten Besitzer stellt der Tod des geliebten Hundes eine starke psychische Belastung dar, die mit großem emotionalem Stress einhergeht.

 

Das Modell nach Kübler-Ross besagt, dass Trauerprozesse in fünf Phasen ablaufen: Leugnen, Wut, Verhandeln, Depression und Akzeptanz. Die Phasen laufen nicht immer in dieser Reihenfolge ab, manchmal auch umgekehrt oder es werden mehrere Phasen gleichzeitig durchlaufen. Gewöhnlich beginnt es allerdings mit Phase eins: Verdrängung und Ablehnung. Die Hundehalter sind in einer Art Schockzustand und wollen die Realität nicht wahrhaben. Nach dem ersten Schock brechen meist Emotionen wie Zorn und Wut hervor. Eventuell wird der Tierarzt zum Sündenbock gemacht, vielleicht richtet sich die Wut auch gegen das Universum oder Gott und man fragt sich zum Beispiel: Warum muss gerade mein Hund so jung Krebs bekommen? In der Phase des Verhandelns wird fieberhaft nach Lösungen in Form von Behandlungsmöglichkeiten gesucht. In dieser Zeit suchen einige Tierhalter beispielsweise den Rat bei Tierheilpraktikern – auf der Suche nach einem letzten Strohhalm, vielleicht einem Zaubertrank. Trauernde können durch die hoffnungslose Situation des Verlustes in ein tiefes Loch fallen, an einer Depression erkranken. Das Leben ohne seinen geliebten Hund erscheint trostlos. Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit machen sich breit. Die Dauer einer Trauerdepressionen ist von Person zu Person verschieden. Betroffene können sich monatelang niedergeschlagen fühlen und keine Lust auf Aktivitäten haben, die zuvor Freude bereitet haben. Schließlich akzeptieren Trauernde die Realität und schließen Frieden damit. Der Heilungsprozess beginnt und man sieht langsam wieder Licht am Ende des Tunnels. Allerdings gibt es auch dann noch immer wieder Momente, in denen sich eine große Traurigkeit breitmachen kann. Eine normale Trauerreaktion kann innerhalb von wenigen Wochen ablaufen, aber auch Jahre dauern. In dieser Zeit kann es zu körperlichen Symptomen kommen, wie Appetitlosigkeit oder Erschöpfung. Auch Schuldgefühle sind nicht ungewöhnlich. Nicht selten quälen sich Tierhalter mit Gedanken, ob sie etwas falsch gemacht und damit den Tod des eigenen Hundes (mit-)verschuldet zu haben.

 

Trost finden

„Du musst jetzt stark sein.“ Nein, musst du nicht. Im Gegenteil: Trauer sollte durchlebt werden, um den Verlust zu verarbeiten. Das Führen eines Trauertagebuches kann helfen, Gedanken zu verarbeiten. Das Anfertigen eines Fotobuches hilft beim Erinnern und Festhalten der schönen Momente. Im Internet existieren öffentliche Trauerportale und spezielle Gruppen in sozialen Netzwerken, in denen Betroffene Trost in der Gemeinschaft finden können. Andere Hundebesitzer können den Verlust meist eher nachvollziehen als Menschen, die kein Tier besitzen oder besessen haben.

 

Ein neuer Hund?

Einige trauernde Tierhalter fühlen sich nach dem Tod des verstorbenen Freundes nicht in der Lage, jemals wieder ein Tier zu halten. Andere haben bereits einige Zeit später wieder einen Hund an ihrer Seite. Jeder geht anders mit der Situation um. Niemand muss sich wie ein Verräter vorkommen, wenn er einem weiteren Hund ein Zuhause gibt. Schließlich bedeutet es nicht, ein Tier zu vergessen, während man sich um ein anderes kümmert.

Allerdings sollte die Anschaffung eines (weiteren) Hundes immer gut durchdacht sein. In der absoluten Trauerphase nach dem Verlust ist der Kopf meist nicht dazu imstande, ausgereifte Entscheidungen zu treffen. Manchmal kommt es dann zu unüberlegten „Schnellschüssen“ und ein Hund wird in die Familie geholt, der nicht gut passt. Die Gründe für solche übereilten Aktionen sind verschieden. Sei es, weil man selbst nicht allein sein kann/will oder glaubt, der gegebenenfalls zurückgelassene Hund brauche unbedingt sofort wieder einen Hundekumpel. Manchmal schwingt auch die Idee mit, den verstorbenen Hund eins zu eins ersetzen zu können. Das funktioniert in aller Regel nicht und ist auch dem neuen Hund gegenüber nicht fair. Jeder Hund, auch derselben Rasse, hat ein anderes Wesen und falsche Erwartungen führen zwangsläufig zu Enttäuschungen. Jeder Hund verdient es, in ein Zuhause zu kommen, in dem er mit offenen Armen empfangen wird und welches ihm langfristig gerecht werden kann.