Für positive Sozialkontakte sorgen
Lassen Sie die Hundewiese lieber links liegen
Hundewiesen sind auf den ersten Blick ein Traum für Hund und Halter: Spiel, Spaß und jede Menge Sozialkontakte für unsere Vierbeiner, für die Menschen ein paar bequeme Minuten und vielleicht sogar nette Gespräche… Leider ist die Wirklichkeit von dieser Traumvorstellung weit entfernt, insbesondere für unsere Hunde.
Die meisten erwachsenen Hunde haben kaum noch oder gar kein Bedürfnis mehr zu spielen, schon gar nicht in einem wilden Pulk mit mehreren Hunden. Was wir vermeintlich für Spiel halten, ist häufig kein echtes Spiel. Die Hunde zeigen vielmehr Territorial-, Sexual- oder Übersprungverhalten.
Selbstverständlich brauchen Hunde Sozialkontakte. Wir sind ihre wichtigsten Sozialpartner! Das Bedürfnis nach innerartlichem Sozialkontakt darüber hinaus ist ganz unterschiedlich. Aber auf alle Fälle kommt es dabei nicht auf möglichst viele verschiedene Kontakte an. Kein Kontakt ist immer besser als ein schlechter.
Hunde sind doch Rudeltiere
Ja, Hunde sind Rudeltiere. Aber auf Hundewiesen trifft sich kein „Rudel“. In einem Rudel kennen sich alle Tiere, leben miteinander oder treffen sich zumindest sehr regelmäßig. Für Hunde macht es wenig Sinn, sich ständig mit anderen, neuen Artgenossen zu treffen oder gar auf Kommando und ohne Kennenlernphase spielen zu müssen.
Spaßverderber wollen wir nicht sein. Aber die Folgen von unkontrollierten, negativen Kontakten sind vielfältig. So manche Ängste, Aggressionen und Konflikte zwischen Hunden würden überhaupt nicht entstehen, wenn ihre Halter nicht auf Biegen und Brechen auf Hundekontakte aus wären und ihre Hunde zum „Spielen“ schicken würden. Körpersprachliche Signale wie das Wedeln mit der Rute, werden dabei oft missdeutet – es zeigt nicht Freude, sondern Erregung an.
Was mit Rennen, Raufen, Toben und Balgen beginnt, wird häufig zur wilden Hetzjagd. Das vermeintliche Spiel schlägt in Mobbing um. Das Opfer wird sich ganz bestimmt nicht wohlfühlen dabei. Auch kleine und größere Verletzungen auf Hundewiesen sind keine Seltenheit.
Welpen auf der Hundewiese laufen zu lassen, kann ebenso gefährlich sein. „Welpenschutz“ ist ein Märchen, macht biologisch keinen Sinn und existiert nicht. Auch und besonders Welpen brauchen nicht viele, sondern gute Hundekontakte. Solange Knochen und Bänder noch nicht vollständig ausgereift sind, sollten die Spieleinheiten außerdem kurz sein. Im Wachstum sind die Knochen noch weich, eine Überbelastung kann zu Fehlstellungen und Krankheiten führen.
Spannungen schon auf dem Weg
Häufige Besuche auf der Hundewiese führen dazu, dass der Hund schon an der Leine zu ziehen beginnt, wenn Sie sich mit ihm zusammen dem Gelände von weitem nähern. Auch dabei wird seine Anspannung und Erregung oft als Freude missverstanden.
Viele Hunde sind glücklicher, wenn sie Artgenossen aus dem Weg gehen dürfen, und wissen es zu schätzen, wenn ihre Menschen sie dabei unterstützen. Kleber für die Bindung ist das! Ein sozialverträglicher Hund ist ein Hund, der Konflikten aus dem Weg geht, sie vermeiden kann. Keinesfalls aber ein Hund, der mit allen anderen Hunden Kontakt sucht.
„Die Hunde regeln das unter sich“ scheint ein ungeschriebenes Gesetz zu sein auf Hundewiesen. Natürlich werden die Hunde das tun, allerdings müssen wir dann mit den Konsequenzen leben. Und wollen nicht wir diejenigen sein, die das Verhalten, die Erziehung und die Erfahrungen des Hundes regeln? Für ein harmonisches Zusammenleben ist es sinnvoll, wenn unser Hund sich bei uns sicher fühlen und an uns orientieren kann.
Ausgewählte und achtsame Begegnungen
Fest steht: Ein, zwei oder drei nette Hundefreundschaften reichen auf jeden Fall. Wenn Sie sich mit einem anderen Mensch-Hund-Team verabreden und die Hunde einander noch nicht kennen, gehen sie erstmal auf neutralem Gelände (zum Beispiel auf einem breiten Waldweg) gemeinsam spazieren. Lassen Sie den Hunden Zeit und Raum. Hundebegegnungen sind dann eine Bereicherung, wenn die Vierbeiner entspannt die Möglichkeit haben, sich kennen zu lernen, und auch entscheiden dürfen, welchen Artgenossen sie mögen und welchen nicht.
Wenn Sie später einen Freilauf starten, respektieren Sie es, wenn sich die Hunde nicht miteinander beschäftigen. Wenn sie spielen, achten Sie auf typische Spielmerkmale: zum Beispiel wechselnde Rollen, übertriebene Bewegungen und kurze Pausen, in denen sich die Hunde versichern, ob der andere noch Lust hat. Warten Sie nicht, bis die beiden überdrehen. Sucht einer der Hunde Nähe bei den Menschen? Ein Indiz dafür, dass es ihm reicht. Halten Sie die Spielsequenzen kurz und beenden Sie das Spiel, wenn noch alle freudig dabei sind.