Bällchen werfen? Nein, danke!

Zu den beliebtesten Spielen, die Mensch mit Hund spielt, gehört das „Bällchen werfen“. Aufgeregt bellt der Vierbeiner und hüpft wild, bis sein Zweibeiner den Ball endlich wegschleudert. Sofort flitzt der Hund los… Ein tolles Spiel? Eine super Auslastung? Leider nein. Ebenso wenig wertvoll sind Wurfspiele mit Stöcken. Hier ist dazu die Verletzungsgefahr noch groß.

Mehrere Gründe sprechen gegen den vermeintlichen Wurfspielespaß:

  • Echtes Spiel sieht anders aus. Dabei werden beispielsweise die Rollen immer wieder getauscht, Verhaltensweisen kreativ variiert und soziale Fertigkeiten erlernt.
  • Das Ballspiel ist eine Beschäftigungsform, die aus dem Bereich des Beutefangverhaltens stammt. Regelmäßige Wurfspiele trainieren den Hund darauf hinterher zu hetzen, wenn sich etwas schnell bewegt.
  • Bei der Balljagd ist der Hund angespannt, die Handlung wird stereotyp wiederholt. Das abrupte Losrennen, Stoppen und Hopsen wie ein Flummi, damit Mensch den Ball flotter wirft, ist auf Dauer schlecht für die Gelenke und gesundheitsschädlich.
  • Stresshormone, Dopamin und Endorphine werden ausgeschüttet. Sie sorgen für eine hohe Erregung und Glücksgefühle, machen Lust auf Wiederholung und führen zu Abhängigkeit. Vor allem Dopamin wirkt selbstbelohnend und wie eine Droge auf den Körper.
  • Manche Hunde werden zu „Ball-Junkies“. Sie interessieren sich kaum noch für ihre Umwelt, die soziale Kommunikation mit dem Menschen nimmt ab. Allein der Ball wird fixiert. Es entsteht eine Art Sucht.

Das unkontrollierte Durchstarten bei Bewegungsreizen kann also zu allerlei negativen Folgen führen: abnehmende Bindung zum Halter, Hyperaktivität und Unruhe, Aggressionsverhalten, das Jagdverhalten wird gestärkt usw. Unterm Strich: Solche Wurfspiele sind eine ungeeignete Beschäftigung, die den Fähigkeiten unserer Hunde kaum gerecht wird.

 

Spaß für Hund und Mensch

Wie geht es besser? Zum Beispiel indem der Hund zunächst auf unser Signal hin sitzt, liegt oder steht, dann uns anschaut – und schließlich losrennt, wenn wir ihn ausdrücklich freigeben. Noch besser: Wir werfen den Ball nicht, sondern verstecken ihn. Wir können dabei auch einen Dummy nutzen oder einen Futterbeutel. Beide sind absolute Top-Helfer in Sachen Auslastung!

Zu den vielen Möglichkeiten, die Dummy und Futterbeutel bieten, gehört das Training von Signalen und das Warten lernen. Bleibt Ihr Hund sitzen, während Sie den Futterbeutel verstecken, und sitzt immer noch, wenn Sie wieder zu ihm zurückkommen, loben Sie ihn! Ab und an können Sie den Dummy auch selbst mal zurückholen. Profis üben, auf dem Weg zum Dummy nochmal ein „Stopp“ oder „Sitz“ einzuschieben.

Auch als Belohnung eignen sich Futterbeutel und Dummy prima: Ihr Hund ist auf Ihren Pfiff hin unverzüglich zu Ihnen gelaufen? Belohnen Sie ihn mit einem ausgelassenen Futterbeutelspiel! Da können Sie den Beutel auch mal wie eine Beute bewegen und vom Hund fangen lassen. Er hat in diesem Fall ja mit Ihnen zusammen Spaß, Sie kontrollieren die Aktion und bieten Ihrem Hund so auf angemessene Weise genau das, was er vielleicht vor Ihrem Rückruf gern getan hätte, nämlich einem Hasen hinterher zu jagen. Nach der Action schließen Sie ein ruhiges Suchspiel an, bei dem Ihr Hund seine Nase einsetzt und sich konzentriert.

Zugegeben, das ist alles ein wenig aufwendiger als stupides Bälle werfen, aber dieser Aufwand lohnt sich und bietet Spaß und Auslastung als Team. Die Beschäftigung mit Dummy und Futterbeutel lastet den Hund geistig und körperlich aus, fördert die Signalkontrolle sowie die Kooperation mit dem Menschen und vertieft damit die Bindung. Das Suchen und Apportieren von Dummy und Futterbeutel lässt sich nach Belieben variieren und in der Schwierigkeit steigern.

Gerne unterstützen wir Sie dabei, Dummy und Futterbeutel mit Ihrem Hund auszuprobieren! In unserem Kurs „Allein auf weiter Flur“ trainieren wir intensiv das Apportieren und die Suche. Aber auch in unseren verschiedenen anderen Kursen und Gruppen sowie regelmäßig im Einzeltraining spielt diese Form der Beschäftigung eine große Rolle.