Tipps für den Sommer – Hitze gut überstehen

Die meisten Menschen freuen sich auf den Sommer. Vielen Hunden macht die Hitze allerdings zu schaffen. Hier findet ihr Tipps, wie ihr mit eurem Hund den heißen Wochen entspannt entgegensehen können.

 

Das Maul als Klimaanlage

Wenn es draußen 30 °C im Schatten sind, rinnt bei uns der Schweiß. Der verdunstende Schweiß kühlt uns – eine effektive Strategie zur Aufrechterhaltung unserer Körpertemperatur. Bei Hunden funktioniert das etwas anders.

 

Hunde haben zwei verschiedene Arten von Schweißdrüsen: apokrine und merokrine. Mit Ausnahme des Nasenspiegels befinden sich apokrine Schweißdrüsen auf der gesamten Körperoberfläche. Die apokrinen Schweißdrüsen sind jedoch nicht aktiv an der Wärmeregulation beteiligt. Sie haben unter anderem die Funktion, Pheromone zu verbreiten. Die merokrinen Schweißdrüsen ähneln denen der Menschen. Sie befinden sich allerdings nur an den Pfoten, vor allem zwischen den Zehen. Darüber können Hunde geringe Mengen an Schweiß absondern. Beobachten kann man das, wenn Hunde an heißen Tagen feuchte Pfotenabdrücke auf Oberflächen wie den heimischen Fliesen hinterlassen. Die wenigen Schweißdrüsen an den Pfoten reichen jedoch nicht aus, um genügend Verdunstungskälte zu produzieren und den Körper ausreichend zu kühlen. Hunde müssen also andere Möglichkeiten einsetzen, um ihre Körpertemperatur zu regulieren.

 

Für Hunde ist Hecheln der effizienteste Abkühlmechanismus. Dabei erhöht sich die Atemfrequenz um ein Vielfaches – auf bis zu 300 Atemzüge pro Minute. Die Luft strömt über die Nase ein und wird über das Maul wieder ausgeatmet. Die Feuchtigkeit auf den Schleimhäuten in der Nase und im Maul verdunstet. Durch die dabei entstehende Verdunstungskälte werden die unter den Schleimhäuten liegenden Blutgefäße gekühlt und die Körpertemperatur so effektiv abgesenkt. Die Schleimhaut im Inneren der Nase ist faltig und hat dadurch eine größere Oberfläche, um mehr Verdunstungskälte entstehen zu lassen. Die erhöhte Atemfrequenz ist allerdings anstrengend und verbraucht viel Energie.

 

Sonderfall Kurznasen

Hunde mit zuchtbedingt verkürzten Nasen, wie Französische Bulldoggen, Möpse, Pekinesen, Boston Terrier und verwandte Rassen, haben aufgrund ihrer kurzen Nasen eine geringere Nasenschleimhaut-Oberfläche, manchmal auch sichtbar zu enge Nasenlöcher und ein zu langes und dickes Gaumensegel. Die Rachenschleimhaut ist oft in Falten gelegt. Das alles führt rein anatomisch zu einer Beeinträchtigung der oberen Atemwege. Kurznasige Rassen reagieren deshalb empfindlich auf steigende Temperaturen und schwüle Witterung, insbesondere in Kombination mit körperlicher Anstrengung. Da der Kühlungsmechanismus bei diesen so genannten brachycephalen Rassen eingeschränkt ist, haben sie große Probleme ihre Körpertemperatur im Sommer niedrig zu halten und erleiden schneller einen Hitzschlag. Betroffene Hunde sollten nicht zu sehr belastet und besonders vor Hitze geschützt werden. Langfristige Abhilfe schafft hier nur eine Operation, in der eine chirurgische Korrektur vorgenommen wird und gegebenenfalls Nasenlöcher geweitet und Gaumensegel gekürzt werden.

Weitere Risikofaktoren

 

Nicht nur Hunde mit kurzen Schnauzen sind stärker gefährdet, einen Hitzschlag zu erleiden. Auch übergewichtige Hunde sind betroffen. Durch das zusätzliche Gewicht ist das Herz-Kreislauf-System stärker belastet, das vorhandene Körperfett isoliert zusätzlich. Alte und herzkranke Hunde benötigen ebenfalls besonderes Augenmerk. Grundsätzlich sind große Hunde, vor allem Riesenrassen, und solche mit dichtem Fell und viel Unterwolle anfälliger.

 

Hunde scheren?

Während wir unsere Kleidung der Außentemperatur anpassen, tragen Hunde weiter ihr Fell.  Ob Hunde im Sommer geschoren werden sollen, wird kontrovers diskutiert. Einige Tierhalter berichten, dass das Scheren des Fells dem Hund hilft. Fell ist allerdings auch ein natürlicher Schutz unter anderem vor UV-Strahlen. Ein Auskämmen der Unterwolle oder das Kürzen des Fells kann vielen Rassen auf jeden Fall Erleichterung verschaffen. Ist doch zu viel Fell abhandengekommen, kann das Eincremen mit Sonnencreme nötig sein. Das betrifft auch helle Hunde, bei denen empfindliche Stellen wie Nasenspitze und Ohren vor Sonnenbrand geschützt werden sollten.

 

Aktivität im Sommer

Körperliche Aktivität kann die Körpertemperatur ansteigen lassen. Bei untrainierten oder übergewichtigen Hunden oder den genannten kurznasigen Rassen kann die Temperatur sogar stark ansteigen. Bei Hitze sollte Bewegung auf ein Minimum reduziert werden. Am besten ist es, Hunde im Hochsommer grundsätzlich nicht in der Mittagszeit körperlich zu fordern. Besonders bei feucht-warmem Wetter kann es andernfalls leicht zu Überhitzung kommen. Jagdhunde beim Einsatz oder Hunde, die ihren Besitzer beim Joggen oder Radfahren begleiten, können davon betroffen sein. Hintergrund: Die Haut wird zugunsten der Muskulatur weniger durchblutet. Durch die geringere Oberflächendurchblutung ist die Wärmeabgabe, die ohnehin nur über weniger dicht behaarte Stellen wie Beine, Ohren und Schnauze effektiv stattfindet, eingeschränkt. Dazu kommt, dass sich Hunde auf heißem Asphalt die Ballen verbrennen können. Instinktiv suchen sich Hunde ein schattiges Plätzchen im Garten oder ein kühles Plätzchen im Haus. Wenn du ein Exemplar hast, welches trotz hoher Temperaturen powert, tritt ihm zuliebe auf die Bremse.

 

Nachhilfe im Kühlen

Wenn es im Haus oder der Wohnung einen kühlen Platz gibt, zum Beispiel im Keller, sollte dieser nach Möglichkeit zugänglich sein. Einige Hunde legen sich freiwillig in die Reichweite von Ventilatoren. Das ist okay, solange sie die Möglichkeit haben, selbst zu entscheiden, wann sie sich dem Luftstrom wieder entziehen möchten. Viele Hunde lieben es, in einem Hundepool oder über einen Rasensprenger feuchte Abkühlung zu finden. Das Einmassieren von Wasser ins Fell sorgt ebenfalls für angenehme Kühlung. Feuchte Tücher auf den Boden gelegt, nehmen Hunde gern als kühlende Unterlage an. Im Handel erhältliche Kühlmatten sind eine Alternative.

 

Strand oder Badesee sind für Wasserratten eine optimale Abkühlung. Jedoch lieben es nicht alle Hunde zu schwimmen. In diesem Fall kann es passieren, dass du die Überhitzung deines Hundes nicht bemerkst, weil du dich regelmäßig im Wasser abkühlen gehst, während dein Hund draußen bleibt. Beim Baden im Meer sollte außerdem darauf geachtet werden, dass der Hund nicht zu viel Salzwasser aufnimmt.

 

Hundeeis lieben so ziemlich alle Hunde. Es gibt fertiges Hundeeis im Handel sowie Rezepte zum Selbermachen im Internet. Hier gilt nicht die Devise: Viel hilft viel! Je nachdem, wie sensibel der individuelle Hund darauf reagiert, kann der Verzehr von Eis bei Hunden Bauchschmerzen verursachen. Vorerkrankte Hunde im Bereich des Verdauungstrakts, zum Beispiel mit Gastritis, IBD usw. bekommen deshalb bitte kein Eis!

 

Fressen und Trinken

Viele Hunde fressen bei sehr warmen Temperaturen weniger, was kein Grund zur Sorge ist. Wenn sie weniger zu verdauen haben, produziert der Stoffwechsel weniger Wärme. Zudem wird der Kreislauf weniger belastet.

 

Wie viel Wasser ein Hund braucht, hängt von der Umgebungstemperatur, dem Feuchtigkeitsgehalt des Futters und seiner Aktivität ab. Ein gebarfter Hund muss entsprechend weniger am Tag trinken als ein mit Trockenfutter ernährter Hund. Als grobe Orientierung dienen folgende Werte: Bei einer Außentemperatur von über 20 °C benötigt ein mit Trockenfutter ernährter Hund bei normaler Aktivität 50–100 ml pro kg Körpermasse, die er über das Trinken zu sich nehmen sollte. Das entspricht für einen 10kg-Hund mindestens 500–1000 ml Wasser pro Tag. Derselbe Hund benötigt mit Feuchtfutter ernährt ca. 200–500 ml zusätzliches Wasser. Trinkt ein Hund zu wenig, versucht der Organismus den Mangel zu kompensieren, was mit Leistungseinbußen einhergeht. Um zu testen, ob der Hund dehydriert ist, kann eine Hautfalte im Nacken mit zwei Fingern hochgezogen werden. Die Haut sollte sich direkt wieder glattziehen. Bleibt die Falte stehen, sollte dringend für Flüssigkeitsnachschub gesorgt werden.

 

Jeder Hund sollte stets Wasser zur freien Verfügung haben. Trinkt dein Hund zu wenig, kannst du versuchen, ihn zum Trinken zu animieren. Mit einigen Tricks ist das gut möglich. Das Wasser kann schmackhafter gemacht werden, z.B. mit Knochenbrühe, einem Schuss Milch (falls dein Hund es verträgt!) oder etwas Thunfischsaft. Versuche mehrere Näpfe an verschiedenen Orten aufzustellen. Variiere mit den Gefäßen: Metall, Plastik, Keramik, Glas, vielleicht schmeckt es aus einem besser? Ist das Wasser sehr kalkhaltig, können Wasserfilter zum Einsatz kommen, damit das Wasser besser schmeckt. Selbstverständlich sind alle Näpfe immer gründlich zu reinigen. Manche Vierbeiner bevorzugen es, aus erhöhten Näpfen zu trinken – einen Versuch ist es wert. Was fast immer funktioniert, ist, den Spaßfaktor zu erhöhen. Wenn die Näpfe zu langweilig sind, tut es vielleicht der Gartenschlauch oder die Brause in der Dusche.

 

Übrigens können Hunde tatsächlich auch zu viel in zu kurzer Zeit trinken, was sogar lebensbedrohlich sein kann, weil hier der Elektrolythaushalt aus den Fugen gerät. Das kann passieren, wenn Hunde nach langen Durstphasen extrem hohe Wassermengen in kurzer Zeit aufnehmen oder beim Schwimmen und Planschen sehr viel Wasser schlucken. Umgangssprachlich als Wasservergiftung bezeichnet, ist diese Tatsache nur wenigen Hundehaltern geläufig. Anzeichen einer Wasserintoxikation betreffen vor allem das zentrale Nervensystem. Es kann zu Koordinationsstörungen, Muskelzuckungen, unkontrolliertem Urinabsatz, Krämpfen und Bewusstlosigkeit bis hin zum Koma kommen. Sehr wahrscheinlich ist eine Wasservergiftung nicht, denn ein Hund muss dafür etwa ein Drittel seines Körpergewichts an Wasser in kurzer Zeit aufnehmen. Als verantwortungsvoller Hundehalter sollte man dennoch um die Gefahr wissen. Durstphasen lassen sich vermeiden, indem bei Ausflügen Wasser für den Hund mitgenommen wird und er unterwegs trinken kann.

 

Hunde im Auto

Hunde, die im geschlossenen Auto ohne Ventilation gelassen werden, sind bei direkter Sonneneinstrahlung schneller als gedacht einer Temperatur ausgesetzt, die die körperlich kompensierbare Belastungsgrenze überschreitet. Bei einer Außentemperatur von nur 20 °C kann sich der Innenraum eines geschlossenen Autos innerhalb einer Stunde auf eine Temperatur von 46 °C aufheizen! Wer sich anschauen möchte, welche Temperaturen im Auto bei höheren Außentemperaturen erreicht werden: Im Internet gibt es Tabellen dazu. Alternativ gerne den Selbstversuch machen. Als Folge der Hitzeeinwirkung steigt die Körpertemperatur des Hundes an. Bei Erreichen einer Körpertemperatur von ca. 41–43 °C ist die kritische Marke erreicht und es kommt zum Hitzschlag. Über 43 °C Körpertemperatur besteht akute Lebensgefahr!

 

Übrigens reicht auch bei geöffneten Autofenstern die Luftzirkulation nicht aus. Ein bewölkter Himmel kann ebenfalls dazu führen, dass sich das Wageninnere zu stark aufheizt. Sonnenschutzrollos schützen während der Fahrt vor zu viel Sonneneinstrahlung. Denn: Auch in einem klimatisierten Auto kann es zum Sonnenstich kommen!

 

Hitzschlag und Sonnenstich

Beim Sonnenstich bewirkt direkte Sonnenstrahlung eine Überhitzung des Gehirns, während es sich beim Hitzschlag um eine starke Überwärmung des gesamten Hunde-Organismus handelt. Beides kann dramatische Folgen haben. Sie sind jeweils ein potenziell lebensgefährlicher Notfall! Dem Hund drohen ein Hitzekollaps und schlimmstenfalls ein Hirnödem. Symptome sind starkes Hecheln, Speicheln, eine stark gerötete Zunge, Herzrasen und Unruhe. In der Folge können Atemnot, Erbrechen, Zittern, epileptische Anfälle, Taumeln, Schock und Koma auftreten. Deshalb kann man in diesem Zustand nur mit einer intensiven Schock- und Infusionstherapie beim Tierarzt oder in einer Tierklinik versuchen, den Hund zu retten. Manche Auswirkungen eines Hitzschlags sind leider irreversibel, das heißt, sie bleiben auch nach der Behandlung bestehen. Eine Spätfolge kann u.a. ein Nierenschaden sein.

 

Als Erste-Hilfe-Maßnahme bringe den Hund sofort ins Kühle und biete ihm dosiert Wasser zum Trinken an (bitte nicht eiskalt). In dieser Situation niemals Wasser mit Zwang einflößen. Lege den Hund auf ein feuchtes Tuch und beginne zunächst seine Beine zu kühlen. Die Abkühlung sollte nicht zu schnell geschehen, um den Kreislauf nicht zusätzlich zu belasten. Auf dem Weg zum Tierarzt bitte weiter kühlen.

 

Die gute Nachricht

Mit aufmerksamer Beobachtung unseres Vierbeines, etwas Wissen und einem entsprechenden Management lassen sich fast alle o.g. Gefahren vermeiden, sodass wir den Sommer richtig genießen können.